Wer kennt das nicht: intensiv trainiert, Schläger frisch bespannt und guten Mutes. Und dann die große Ernüchterung im Match:
Arm schwer,
Bälle kurz,
Beine lahm,
Fluchen laut.
Was ist zu tun?
Die kurze Antwort: Matchsituationen kann man nicht trainieren. Matchhärte bekommt man nur durch Matchpraxis. Also: Matchen, Matchen, Matchen! U.a. dafür gibt es die endlosen Möglichkeiten der LK-Turniere…
Die lange Antwort möchten wir in ein paar kurzen Tipps zusammenfassen (und geben zum Schluss 3 extrem wertvolle und hilfreiche Literaturtipps).
Grundsätzlich kann man deutlich ruhiger werden, wenn man nicht regiert, sondern agiert. Nehmt Euch etwas vor – das lenkt effektiv von der Nervosität ab!
- Matchplan fassen
- Punkte planen (z.B. Aufschlag nach außen + 2. Ball gegen den Fuß oder in die frei Ecke)
- Während des Punktes IMMER in Bewegung bleiben (auf Vorfuß tänzeln), NIEMALS auf dem ganzen Fuß stehen!
- Extremer Fokus auf den Ball (versucht die Schrift auf dem Ball zu erkennen)!
- Im Training oder Spiel mit Anderen matchnah trainieren, bspw. Sätze spielen, in denen das eigene Aufschlagspiel immer mit 15:30 anfängt (sprecht Eure Trainer für weitere Übungsformen an)
- Rituale angewöhnen, die das AFNP-Prinzip festigen: Aktivieren (Splitstep), Fokussieren (Volle Konzentration auf den Ball), Navigieren (in optimale Schlagposition bringen), Positionieren (nach Schlag zurück zur Winkelhalbierenden)
- Negative Gefühle abgewöhnen: Eigene Fehler akzeptieren, gute Schläger des Gegners anerkennen, ganz wichtig: eigene gute Schläge loben.
- Nicht daran denken, wie es zu einem Fehler kam, sondern wie man schlagen will – nach Fehler positiv denken!
- Auf keinen Fall lamentieren (baut den Gegner auf und eröffnet emotionale Negativspirale)! REDEVERBOT!
- Je schwerer einem das Nicht-Lamentieren fällt und je mehr negative Gefühle im Match sind, desto mehr geht es nicht nur um das Spiel, sondern um allgemeine Probleme (Stress im Alltag, ungesunde Lebensführung, Partner-Beziehung, beruflicher Druck, existentielle Unzufriedenheit etc.pp.). Leider können sich die Leute das nicht gut eingestehen, aber es ist IMMER der Grund… Tennis bietet ungemein starkes Feedback zum eigenen Leben. Und wer an sich als Person arbeitet (Meditation, Therapie, Yoga, Pilates, Autogenes Training, Konsumreduzierung, gesunde Ernährung, bewußtes Leben, Digital Detox, Arbeitszeitreduktion etc.pp.), wird automatisch ein besserer Tennisspieler!
Gerde zum letzten Punk empfiehlt sich:
- Tennis – Das innere Spiel (Timothy Galloway) – Pflichtlektüre! Hilfestellung für mentale Probleme in Training und Match – aber auch fürs Leben im Allgemeinen.
Konkrete mentale Lösungen, aber auch Tipps fürs Allgemeine finden sich hier:
- Spiele Dein bestes Tennis (Stefan Burchard) – Ebenfalls ein sehr gutes Buch zum Thema Mentalität und Einstellung – konkreter als das oben erwähnte.
Und für Euer (Match-)Training oder freies Spiel, hier viele Übungen:
- Psychologische orientiertes Tennistraining (Nina Nittinger) – Das Standardwerk, wenn es um konkrete matchnahe Trainingsformen und -übungen geht.
Sehr empfehlenswert ist auch, wenn Ihr mal Euren Trainer zu einem Match hinzubittet, der Euch beobachtet (nicht coacht!) und entsprechendes Feedback gibt – und Eure Probleme im Training aufnimmt und daran arbeitet. Das ist mehr wert, als eine Einzelstunde Training!